Die Bedeutung des Warenursprungs aus Sicht des Zolls

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Code seeking a home of origin in a city skyline

Auf dem Etikett steht "Made in China", also ist es einfach, den Ursprung für Zollzwecke zu bestimmen, oder? Falsch! Den Ursprung deiner Waren zu bestimmen, ist viel komplizierter, als du vielleicht denkst. Er ist aber auch sehr wichtig, denn der Ursprung deiner Waren kann sich auf die Höhe der Zölle auswirken, die du zahlen musst, oder sogar darauf, ob du deine Waren ein- oder ausführen darfst.  

Was ist der Warenursprung?  

Es gibt im zwei wesentliche Arten von Warenursprung:

1. Ursprung durch den freien Verkehr: Hier wird der Ursprung durch das Land bestimmt, in dem die Waren zuletzt im freien Verkehr waren.
2. Herstellungsort: Der Ursprung wird durch das Land bestimmt, in dem die Waren hergestellt wurden.

Ein Beispiel: Ein in Japan hergestelltes Auto wurde nach Deutschland importiert und von einem deutschen Autohändler an einen Kunden in den Niederlanden verkauft. Der niederländische Kunde könnte zwar meinen, er habe ein deutsches Auto erworben, tatsächlich aber wurde das Auto trotzdem in Japan hergestellt.

Das Herstellungsland kann sich aus Sicht des Zolls ändern, wenn das Produkt vor dem Weiterverkauf bearbeitet (modifiziert) wird. Wird beispielsweise in Deutschland der Benzinmotor des importierten Fahrzeugs durch einen Elektroantrieb ersetzt, verwandelt sich das Auto in ein Elektrofahrzeug und das Ursprungsland verschiebt sich nach Deutschland.

Es ist auch wichtig, den Unterschied zwischen präferenziellem und nicht-präferenziellem Ursprung zu verstehen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Präferenzieller und nicht-präferenzieller Ursprung

Das präferenzielle Ursprungsland spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob Sie Einfuhrzölle entrichten müssen. Die EU hat mit zahlreichen Ländern Handelsabkommen geschlossen, und falls Ihr Produkt den in solch einem Abkommen festgelegten Regeln entspricht, könnten Ihnen Zollgebühren erspart bleiben oder zumindest reduziert werden.

Allerdings reicht es nicht aus, einfach den Ursprung Ihrer Ware zu behaupten. Unternehmen sind gefordert, den Ursprung ihrer Produkte nachzuweisen. Dies kann, abhängig vom jeweiligen Handelsabkommen, mittels einer Ursprungserklärung auf der Rechnung oder einer EUR.1-Bescheinigung erfolgen. Darüber hinaus sollten Sie den Ursprung Ihrer Produkte durch eine langfristige Lieferantenerklärung untermauern, die alle verwendeten Rohstoffe, Herstellungsströme und Materialberechnungen abdeckt.

Es gibt einige Fälle, in denen der nicht-präferenzielle Ursprung entscheident ist. Ein prägnantes Beispiel liefert einer unserer Kunden, der Produkte nach Pakistan exportiert. Diese Produkte wurden in der EU hergestellt, aber teilweise auch in Indien bearbeitet. Da Pakistan keine Importe aus Indien zulässt, ist es für diesen Kunden von größter Bedeutung, nachweisen zu können, dass die Produkte ihren Ursprung nicht in Indien haben.

Der Unterschied zwischen präferentiellem und nicht-präferentiellem Ursprung   

Beim nicht-präferenziellen Ursprung geht es im Wesentlichen darum, in welchem Land die Ware vollständig gewonnen oder hergestellt wurde oder in welchem Land die letzte wesentliche Be- oder Verarbeitung stattgefunden hat. Im obigen Beispiel muss nachgewiesen werden, dass der nicht-präferenzielle Ursprung in der EU und nicht in Indien liegt. Der nicht-präferenzielle Ursprung hat im Grunde keinen Einfluss auf die Höhe der Zölle, die du zahlen musst.   

Beim präferenziellen Ursprung geht es um den Einfuhrzoll. Länder auf der ganzen Welt schließen Handelsabkommen miteinander ab. In diesen Handelsabkommen können sie sich auf Präferenzzölle für bestimmte Waren einigen. Diese Präferenzzölle bedeuten, dass weniger Einfuhrzölle gezahlt werden müssen oder, dass sogar keine Einfuhrzölle erhoben werden. In manchen Fällen bedeuten die Präferenzzölle, dass man höhere als die Standardzölle zahlen muss.  

Um die Sache noch interessanter zu machen: Der präferenzielle Ursprung und der nicht-präferenzielle Ursprung können unterschiedlich sein.   

Ursprungsregeln: Die größte Herausforderung bei der Bestimmung des Ursprungs

Bestimmung des präferenziellen Ursprungs

Die Festlegung des präferenziellen Ursprungs kann kompliziert sein. Ein umfassendes Verständnis Ihrer Lieferkette und des Produkts ist unabdingbar, um den Ursprung eindeutig nachzuweisen:

Bei der Bestimmung des Ursprungs müssen folgende Fragen geklärt werden:

- Woher kommen die Rohstoffe und verschiedenen Einzelteile?
- Welche Rohstoffe werden wo verarbeitet?
- Wo findet der Zusammenbau statt?

Bezüglich des präferenziellen Ursprungs legt jedes Handelsabkommen spezifische Kriterien für die Ursprungsbestimmung fest. Diese Abkommen enthalten verschiedene Protokolle, die exakte Anforderungen für diverse Produktklassen, sogenannte HS-Codes, definieren. Je nach Produkt kann der Ursprung anhand des Mehrwerts oder des zusätzlichen Gewichts festgelegt werden – es gibt keine Einheitslösung.

Die akkurate Einstufung Ihres Produkts ist hierbei absolut entscheidend. Der zugehörige HS-Code, in Kombination mit den Bestimmungen des relevanten Handelsabkommens, definiert den präferenziellen Ursprung.

Manchmal ist es möglich, die Bedingungen für die Präferenz innerhalb desselben Protokolls auf mehr als eine Weise zu erfüllen. Das bedeutet, dass Sie in manchen Fällen die Wahl haben und die Toleranzregel gilt.

Bestimmung des nicht-präferenziellen Ursprungs

Die Bestimmung des nicht-präferenziellen Ursprungs kann ebenfalls kompliziert sein. Im Grunde handelt es sich um dieselbe Dynamik wie beim präferenziellen Ursprung, also den Fragen:

- Woher kommen die Rohstoffe oder Bestandteile? 
- Wurden sie derartig verarbeitet, dass sich der Ursprung ändert?
- War die Verarbeitung bedeutend genug?

Ein Beispiel: Wenn Sie niederländische Milch nach Australien exportieren und Sie dort ein Pulver hinzufügen, um den Geschmack zu verändern, ist das Endprodukt dann noch niederländisch oder australisch? 

Die Bedeutung des Ursprungs aus Sicht des Zolls  

Der Ursprung Ihrer Produkte spielt eine entscheidende Rolle und beeinflusst nicht nur die Höhe der Einfuhrzölle und mögliche Anti-Dumping-Abgaben, sondern auch, ob Ihre Produkte überhaupt ein- oder ausgeführt werden dürfen. Steht ein Kontingent im Raum? Benötigen Sie spezielle Genehmigungen für den Import oder Export?

Zu den weiteren entscheidenden Faktoren gehören der HS-Code Ihrer Produkte und ihr Zollwert. Die Einfuhrzölle werden meist als ein Prozentsatz dieses Zollwerts berechnet.

In vielen Unternehmen wird der Ursprungsbestimmung leider nicht genügend Beachtung geschenkt. Doch in Wahrheit kann genau diese Bestimmung zu einem Schlüsselelement Ihres Geschäftserfolges werden! Vielleicht verpassen Sie Chancen, weil Sie nicht mit bestimmten Handelsabkommen oder Toleranzregeln vertraut sind, die eine Anpassung des Warenursprungs erlauben würden – und das kann spürbare finanzielle Folgen haben.

Ein weiterer Faktor, den es zu beachten gilt, ist die Veränderlichkeit von Regeln und Vorschriften. Es ist nicht nur möglich, dass sich die Bestimmungen für Ihr Produkt ändern, sondern auch die für einen der verwendeten Rohstoffe oder Bestandteile. Solche Änderungen können den präferenziellen Status Ihres Produkts beeinflussen. Erfüllt ein Produkt plötzlich die Bedingungen für Präferenzzölle, könnten Sie erheblich bei den Einfuhrzöllen einsparen.

Wie Sie sehen, hat der Ursprung Ihrer Waren enormen Einfluss auf den Handel und kann, richtig genutzt, signifikante finanzielle Vorteile bringen. Es ist also essenziell, sicherzustellen, dass Sie den Ursprung Ihrer Produkte korrekt deklarieren. Im Zweifelsfall wenden Sie sich an einen unserer Spezialisten - wir beraten Sie gerne zum Thema Import, Export oder Transit.